Bürger gegen Fluglärm
(Allgäu Airport, Memmingen)

 

 

 

 

 

 

Aktuell

11.1.14

Flughafen bilanziert 2013

Während die geschäftliche Bilanz wohl wieder mindestens ein Jahr auf sich warten lassen wird, war vor wenigen Tagen schon mal das Resümee für 2013 aus der Sicht des Flughafens in der Presse zu finden. Fazit: Man ist zufrieden mit sich und der Welt. Weniger Passagiere, weniger Flugbewegungen, aber egal. Aufgemerkt: Die Auslastung der Maschinen ist gestiegen. Das wird als "großer Erfolg" verbucht. Letzteres ist natürlich ein Märchen für Lieschen Müller, und ein ziemlich dreistes dazu. Warum? Ein Flughafen stellt den Airlines lediglich die Infrastruktur für die Abwicklung des Flugbetriebes zur Verfügung. Daß diese benutzt wird, kann er durch die Gestaltung seiner Konditionen in gewisser Weise beinflussen. Auf den Umfang der Benutzung hat er hingegen keinerlei Einfluß. Und genau hier setzt unsere Kritik an der wieder einmal haarsträubenden PR des Allgäu Airport an. Die Auslastung kann nämlich nicht durch den Flughafen, sondern ausschließlich durch die Airlines gesteuert werden, indem sie ihre Flugfrequenzen und damit die Sitzplatzkapazität an den Bedarf anpassen. Nichts anderes ist am Allgäu Airport passiert: Auf Grund der Erfahrungen wurde die Kapazität reduziert. Die Nachfrage (Passagierzahl) sank zwar auch, das aber weniger stark als die Anzahl der zur Verfügung stehenden Plätze - und schon steigt die Auslastung. Daß der Airport sich das als Erfolg auf die eigenen Fahnen schreibt ist nicht nur unverschämt, sondern zeugt auch davon, daß es sonst nichts positives zu vermelden gibt. Weniger Passagiere, weniger Flugbewegungen und damit weniger Einnahmen - das bedeutet einen Rückgang auf der ganzen Linie.

Aber es kommt noch besser: Herr Schmid ist sich nicht zu schade, die durch weniger Flugbewegungen bedingte höhere Auslastung als Reduzierung der Lärm- und CO2-Belastung anzupreisen. Das aus dem Mund eines Flughafengeschäftsführers, der einen -zig Millionen teuren Ausbau vorantreibt, um spätestens dann ein Vielfaches der momentanen Flugbewegungen vorweisen zu können, übersteigt das an Verlogenheit und Heuchelei erträgliche Maß bei Weitem. Die (unkommentierte) Verbreitung solcher Plattitüden in Presse und Internet finden wir sehr bedauerlich.

Weiterhin ist selbstredend nach wie vor die Luftverkehrsabgabe schuld an der Stagnation am Allgäu Airport. Kein Gedanke daran, daß dieser Flughafen unter Berücksichtigung aller Gegebenheiten einfach nur seine "Reiseflughöhe" erreicht hat. Und es wurde wieder ein neuer Grund für den Ausbau gefunden: Ryanair hat 175 Flugzeuge bestellt, die in den nächsten 6 Jahren ausgeliefert werden sollen. Wie viele in dieser Zeit außer Dienst gestellt werden, wurde nicht mitgeteilt. Lt. Schmid werde man in Memmingen an diesem Wachstum "ganz sicher teilhaben", deshalb geschehe die "Optimierung" der Airport-Infrastruktur aus seiner Sicht genau zum richtigen Zeitpunkt. Ein Flughafenausbau in der Hoffnung auf Ryanair? Mehr auf Sand bauen kann man wohl nicht. Ach ja - und wie war das gleich noch mal mit der Umwelt, Herr Schmid?

Abschließend noch ein paar Erläuterungen zur Auslastung von Flugzeugen, da uns zu diesem Thema bereits mehrfach Anfragen erreicht haben. Wie bereits geschrieben, stellt die Auslastung das Verhältnis von angebotener und genutzter Kapazität, also vorhandener Plätze und der Passagieranzahl, dar. Diese beiden Werte können sich jeweils ändern, damit ergeben sich im Vergleich zweier Zeiträume die folgenden Konsquenzen für die Auslastung:

Kapazität
Passagierzahl
Auslastung
=
+
+
=
-
-
+
=
-
+
-
-
++
+
-
+
++
+
-
=
+
-
- -
-
- -
-
+
-
+
+

Erklärung: +: gestiegen, -: gesunken, =: gleich geblieben ++: stärker gestiegen als Kapazität bzw. Passagierzahl, --: stärker gesunken als Kapazität bzw. Passagierzahl. Rote Zeile: Allgäu Airport 2013
Beispiel: Wenn die Kapazität (++) stärker gestiegen ist als die Passagierzahl (+), sinkt die Auslastung (-)

Die Tabelle macht deutlich, daß die Auslastung alleine keine Aussagekraft hat, wenn das Ergebnis eines Flughafens bewertet werden soll. Aber immerhin kann man damit in manchen Fällen eine komplett negative Entwicklung positiv darstellen.
Der Flughafen selbst hat übrigens derzeit und ganz ohne Ausbau eine jährliche Kapazität von 2 Millionen Passagieren. Damit lag die Auslastung im letzten Jahr bei ganzen 42%.